Christian Franzke: Bindeglied für den Boom-Korridor
Christian Franzke ist seit 1. Februar 2022 Umlandbeauftragter der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH.
Herr Franzke, was motiviert Sie?
Das Tätigkeitsfeld, in dem ich mich bewege, ist sicherlich ein ganz spezielles. Der Flughafen und seine Geschichte polarisieren die Menschen in unserer Region. Auf der einen Seite hat der Flughafen eine enorme Zugkraft, die die Region in allen Bereichen wirtschaftlich stark voranbringt und viele Arbeitsplätze schafft. Auf der anderen Seite bringt ein Flughafen auch zusätzliche Belastungen für die Anwohnenden mit sich. Zwischen beiden Polen bewegt sich meine Tätigkeit.
Warum sind Sie der richtige Mann für diese Position?
Ob ich der richtige Mann für die Position bin, müssen andere entscheiden (schmunzelt). Ich bin hier stark verwurzelt, ich lebe mit meiner Familie ebenfalls in der Region und bin somit Anwohner. Das ist ein großer Vorteil für diese Position, es geht ja auch um Glaubwürdigkeit. Mir sind sowohl die Belange und Nöte der Anwohnenden bekannt als auch die Notwendigkeit von Mobilität durch den Luftverkehr. Beides steht für mich nicht im Widerspruch.
Was war Ihr bislang größter Erfolg in der Umlandarbeit? Was möchten Sie noch erreichen?
In unserem Job ist Erfolg nicht immer messbar und hat viele Facetten. Das kann ein gutes Gespräch mit Anwohnenden sein, ein gemeinsam umgesetztes Projekt mit Partnern aus der Region und auch ein ehrliches Dankeschön von Vereinen und Institutionen, die sich über die finanzielle Unterstützung des Flughafens für ihre Jugendbereiche freuen.
Langfristziel ist es, ein gemeinsames Regionalverständnis zu entwickeln- mit der Region und dem BER als einem der zentralen Akteure. Ich sehe meine Aufgabe als Umlandbeauftragter vor allem darin, ein Bindeglied zwischen der Region und der Flughafengesellschaft zu sein und damit auf eine gute Vernetzung zwischen beiden Seiten hinzuwirken.
Ist es von Vorteil, dass Sie auch einer der „Nachbarn“ sind, für die Sie als Umlandbeauftragter tätig sind? Oder fehlt Ihnen manchmal die Distanz?
Das ist ganz klar ein Vorteil. Als jemand, der selbst in der Flughafenregion lebt, ist man deutlich näher an den Themen dran. Du kennst als Nachbar die Menschen, die Region und ihre Besonderheiten, du entwickelst Themen und Projekte mit mehr Herzblut, weil der Bezug einfach stärker und lebendiger ist.
Häufig hört man den Vorwurf, die FBB betreibe reine Imagepflege mit der Umlandarbeit. Was entgegnen Sie diesen Menschen?
Den Vorwurf würde ich so nicht stehen lassen. Seit mehr als 15 Jahren engagieren wir uns im Rahmen der Umlandarbeit aktiv bei verschiedenen sozialen Einrichtungen, gemeinnützigen Organisationen und Vereinen im unmittelbaren Flughafenumfeld - also in unserer Nachbarschaft - um gesellschaftliches Engagement, Nachwuchsarbeit und vor allem das Miteinander zu fördern und zu stärken. Dadurch sind nachhaltige Verbindungen entstanden, von denen die gesamte Flughafenregion profitiert. Wir stehen im Kontakt mit allen Umlandgemeinden, wir hören zu, wir bemühen uns um gemeinsame Lösungen.
Braucht es überhaupt ein Dialogforum in dieser Form der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft? Wie könnten wir die Flughafenregion noch besser voranbringen?
Unsere Region ist schon heute ein Brennglas für einen der pulsierendsten Entwicklungsräume Deutschlands. Das Dialogforum ist ein über die Region hinaus anerkanntes Gremium, das sich mit Fragen des regionalen Wachstums im Flughafenumfeld beschäftigt. Es kann eine Schlüsselrolle einnehmen, wenn es darum geht, gemeinsame Lösungen für die Region zu entwickeln. Die Chancen, die der BER mit sich bringt, zu nutzen und gleichzeitig die damit verbundenen Belastungen zu mindern, das sind für mich zentrale Fragestellungen. Wenn man zum Beispiel selbstkritisch überprüft, was aus den zweifach beschlossenen Prioritätenkatalogen des Gemeinsamen Strukturkonzepts real umgesetzt wurde, ist der Wunsch der Handelnden nach mehr Verbindlichkeit und konkreten Umsetzungen sicherlich nachvollziehbar. Fundament dafür bleibt jedoch die originäre Idee des Forums: der Austausch.
Was ist Ihre Vision einer Flughafenregion?
Der sogenannte Boom-Korridor, also das Dreieck Ostkreuz, Flughafen BER und Tesla-Fabrik in Grünheide, wird sich weiterhin stark entwickeln. Die Flughafenregion kann nach meiner Überzeugung ein Musterraum für Leben, Wohnen und Arbeiten, also Forschung, Entwicklung und Produktion werden. Bestehende Defizite wie zum Beispiel beim digitalen Giga-Netz, bei neuen Intermodalen Mobilitätsangeboten oder generell beim Fachkräftebedarf als zwingende Grundvoraussetzungen für eine höhere Wertschöpfung gilt es dabei besonders anzugehen.
Hierbei können wir sicher noch von anderen erfolgreichen Räumen im In- und Ausland lernen. Zum Beispiel von der Entwicklung in der Region um den Flughafen in Amsterdam, auch München oder Wien, die gute Bespiele dafür sind, wie Flughäfen und Region Impulsgeber für große Stadtregionen sein können.